Natürlich bekommen wir alle lieber ein Lob anstatt Kritik. Reklamationen werden von Firmen und ihren Mitarbeitern schnell als eine Attacke verstanden. Einwände des Kunden sind aber keine lästigen Angriffe. Sondern eine Chance, sich zu verbessern und die Kundenbindung zu erhöhen.
In Windeseile verbreitet sich die negative Mund-zu-Mund-Propaganda, wenn einem Kunden echtes oder auch nur vermeintliches Unrecht geschieht. Die Kunden teilen unliebsame Vorfälle, die sie mit Produkten und Dienstleistungen oder anlässlich ihrer Beschwerde erleben, mehr als einem Dutzend Personen mit. Nicht nur Familienangehörige und Freunde erfahren so vom Kundenärger. Auch im beruflichen Umfeld werden solche Negativerlebnisse weiterverbreitet. Aus verschiedenen Studien weiss man, dass sich nur wenige, unzufriedene Kunden Luft machen und reklamieren. Jede Reklamation stellt deshalb ein ungeheures Potential dar und zwar in unterschiedlicher Hinsicht:
Gottlieb Duttweiler, der Gründer der Migros, hat dies schon früh erkannt. Seine Losung lautete: Der Kunde hat immer Recht. Auch wenn er einmal nicht Recht haben sollte, ist der Schaden einen Kunden im Streit über die Beschwerde zu verärgern und den Kunden zu verlieren grösser, als einfach Kulanz walten zu lassen.
Nicht der Kunde ist das Problem, sondern das, was er beanstandet. Wenn ein Kunde eine Beschwerde vorbringt, dann ist er nicht zufrieden, sei es mit der Qualität der Leistungen oder mit dem Service. Hier ist eine Unternehmensphilosophie gefordert, die offen mit Fehlern umgeht und sie als Chance zur Wiedergutmachung versteht. Führen Sie Ihren Mitarbeitern deshalb deutlich vor Augen, dass 95 Prozent der Kunden erst gar nicht reklamieren, sondern kommentarlos direkt zur Konkurrenz abwandern. Damit gehen Ihnen nicht nur Kunden verloren, sondern Sie erfahren noch nicht einmal davon, dass etwas in Ihrem Unternehmen nicht zur Zufriedenheit der Kunden verläuft.
Kunden, die reklamieren, nehmen Arbeit und Mühe auf sich und opfern Zeit, zu Ihnen zurückzukommen. Das zeigt Ihnen, dass auch den Kunden etwas an der weiteren Zusammenarbeit mit Ihrem Unternehmen liegt. Seien Sie Ihren Kunden also dankbar, wenn diese reklamieren. Denn Sie haben jetzt die Gelegenheit, den Kunden wieder zufrieden zu stimmen und damit seine schlechten Erfahrungen verblassen zu lassen. Nutzen Sie auch die Gelegenheit, im direkten Kontakt zum Kunden wertvolle Informationen über seine Ansprüche, Wünsche und Bedürfnisse zu erfahren, die Sie wiederum in die Entwicklung neuer Dienstleistungsangebote und Serviceleistungen einfließen lassen können.
Bringen Sie dem Kunden Verständnis entgegen. Denn eine Beanstandung ist auch immer von Emotionen begleitet. Vielfach basieren Beschwerden auf Missverständnissen oder unklaren Informationen an den Kunden, z.B. wenn es um Hinweise zum Gebrauch eines Produkts geht. Damit Ihre Mitarbeiter die Reklamationen der Kunden auch möglichst schnell und zur Zufriedenheit der Kunden beheben können, sollte ihnen die nötige Verantwortung und Kompetenz übertragen werden. Wichtig: Hier geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um die Möglichkeit, aus Fehlern zu lernen.
Beschwerden sollten systematisch erfasst und ausgewertet werden, dabei sind folgende Elemente zu deren Auswertung wichtig:
Die Ursachen für die Beschwerden sollten Sie regelmäßig in Besprechungen mit Ihren Mitarbeitern analysieren, um langfristige Verbesserungen herbeizuführen. Denn nur, wenn die eigentliche Ursache der Reklamation behoben wird, ist dem Unternehmen und damit dem Kunden nachhaltig geholfen.
Ein Tipp zum Abschluss: Wurde die Reklamation behoben, empfiehlt sich eine Rückfrage beim Kunden: Herr Keller, ist jetzt alles in Ordnung? Gibt es noch etwas, was wir für Sie tun können?
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